• Wem bringe ich Achtung entgegen?
• Werde ich in dieser Gesellschaft geachtet?
• Achtung voreinander!
(FAB) Mit einem interaktiven Jugendtheaterstück von Q-Rage zum Thema Radikalisierung und Extremismus reflektierten 9. und 10. Klässler der Ottmar-Mergenthaler-Realschule am Montag, den 11. November 2025 über das Mit- und Gegeneinander.
Das präventive Theater wird unterstützt durch das Kompetenzzentrum gegen Extremismus in Baden-Württemberg (konex). Das Theaterstück entstand im Rahmen der Initiative des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, kofinanziert aus Mitteln des Fonds für die Innere Sicherheit durch die Europäische Union. Weitere Infos unter: https://achtung.polizei-bw.de
Neu-Orientierung in zwei extreme Richtungen
Seit Grundschulzeiten kennen sich die beiden Freunde Tarek (Ismael Boerner) und Lina (Marlies Bestehorn). Sie erleben Schule, Familie und die damit verbundenen Problemsituationen, die sie zunächst gemeinsam meistern. Als Jugendliche stellen sie Fragen, suchen nach Orientierung, Halt und Werten und beschäftigen sich mit der Zukunft. Dass Lina wegen des Arbeitsplatzwechsels ihres Vaters in einen abgelegenen Ort in Bayern umziehen muss, nimmt den beiden ihren Zusammenhalt und ihr Gleichgewicht. Tarek hat einen aus der Türkei stammenden Vater und eine deutsche Mutter (ebenfalls gespielt von Marlies Bestehorn). Mit Vorurteilen zu seiner Herkunft wird er als Deutscher ständig konfrontiert. Er sucht Orientierung im Islam. Tarek stößt im Netz auf Salafisten und diskutiert mit ihnen über den Koran. Er intensiviert seinen Glauben. Seine Ansichten über die „Ungläubigen“ werden immer radikaler, sein Blick auf das Fehlverhalten seiner Familie verengt sich und andere Meinungen in der Schule, sowie Lina, passen nicht mehr in sein neues Weltbild. Lina begegnet in ihrem neuen „Kaff“ Tom (Rollenwechsel von Ismael Boerner), der sie zu einem Konzert einlädt. Das rechtsextreme Gedankengut in den Liedern, Texten und der neuen Freundesgruppe bringt sie in einen Konflikt mit der Freundschaft zu Tarek. Das Stück gipfelt in der Konfrontation unüberbrückbarer Gegensätze und Beleidigungen, als sich die beiden wieder an ihrem Lieblingsplatz treffen. Statt einem Wiedersehen unter Freunden haben sich die beiden nicht nur entfremdet, sondern verfeindet.
Reflexion im Dialog mit Schülern
Die Handlung wird von Einspielungen auf der Leinwand unterstützt, wenn sich weitere Figuren aus sozialen Netzwerken als Dialogpartner anbieten. Im Publikum sind an den Reaktionen Verärgerung und Ablehnung der jungen Menschen zu spüren. Das Geschehen wird von Dialogphasen unterbrochen, damit die Beweggründe der Figuren, ihre Radikalisierung und Veränderung reflektiert werden kann. Auch hier zeigt das Publikum Interesse, Aktivität und Bereitschaft zum Austausch. Das Theaterstück zeigt auf, dass Radikalisierung immer wieder nach demselben Muster abläuft. Exemplarisch werden zwei Radikalisierungsverläufe gezeigt und dabei zwei extremistische Bereiche beleuchtet: Rechtsextremismus und Salafismus. Es geht darum zu verdeutlichen, warum man in bestimmten Lebensphasen anfällig für extremistische Organisationen sein kann und wie die Bedürfnisse von Jugendlichen durch so genannte „Mentoren“ ausgenützt werden können.
Respekt und Achtung voreinander
Der Gedanke, dass unsere Welt nicht schwarz-weiß, sondern bunt ist, schließt das Stück zunächst ab.
INSIDE OUT e.V. bietet Programme und Workshops zur politischen Bildung und Prävention von Extremismus, Radikalisierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Ergänzend zum Theaterstück „Achtung?!“ erarbeitete Referent Paul Marx in der darauffolgenden Woche in 90 Minuten mit den SchülerInnen Gründe für Radikalisierung anhand von alltäglichen Fragestellungen. Zunächst zeigten sich bei kontroversen Alltagsthemen wie „Pizza oder Döner?“, „Urlaub in den Bergen oder am Strand?“ noch Humor, Verständnis und Toleranz. Bei der Diskussion mit Recherche zur These „Orangensaft ist gesünder als Cola!“ wurde anschließend faktenbasiert debattiert. Es wurde deutlich, dass Gemeinschaft, Zugehörigkeit und die Bestätigung der eigenen Meinung positive Gefühle auslösen, während es schwerfällt, mit seiner Meinung alleine zu sein, von anderen ausgegrenzt zu werden und seinen Standpunkt sachlich zu verteidigen. Welche Definition liegt der Diskussion zugrunde? Woher habe ich meine Fakten bezogen? Diese und weitere Teilaspekte wurden in Bezug zum Thema „Radikalisierung“ aufgezeigt.
Ein letzter Baustein für das Lehrerkollegium schließt am 4.12. mit einem Impulsvortrag für Lehrkräfte die Präventionsreihe an der Ottmar-Mergenthaler-Realschule ab.
„Achtung?!“ und demokratische Erziehung stehen somit auch weiterhin an der OMRS im Stundenplan.