(FAB) Die Einladung in den Landtag zum festlichen Zusammensein am 7.11.23 war für die Schulen schon seit langem ausgesprochen. An der Freien Waldorfschule Vaihingen sowie an der Ottmar-Mergenthaler-Realschule war in den Klassenstufen 9 und 10 bereits eine unterrichtliche Auseinandersetzung über das Judentum, Fragen zur Religion und eine Diskussion über den preisgekrönten Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“ des Regisseurs Arkadij Khaet erfolgt. Durch den 7. Oktober hat sich alles verändert.
Die geplante Veranstaltung findet vier Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel statt. Rund 300 Besucher kommen in den Landtag Stuttgart, neun Schulen sind vertreten. Darunter auch 15 Teilnehmende aus Vaihingen Enz mit ihren Religionslehrerinnen D. Hettich-Magenau und E. Fabritius.
Doch anstelle einer Auseinandersetzung mit dem aktuellen jungen jüdischen Leben im Land ausgehend vom Protagonisten im Film, dem russischen Kontigentflüchtling Dima, seinen Konflikten und Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichsten Erwartungen seines Umfeldes, steht die Gesprächsrunde im Spannungsfeld zwischen dem Davor und Danach. Dies macht die vier JugendvertreterInnen teilweise sprachlos und wütend: Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands, Sarah Gerdiken, Stipendiatin des Landtagstipendienprogramms mit Israel, Sami Wedde, Vertreter des Projekts „Meet a Jew“ und Arkadij Khaet, Regisseur des Films „Masel Tov Cocktail“ im Gespräch mit Moderator Mark Kleber.
Von der Landtagspressestelle heißt es: „Es ist sicher nicht die Zeit, in der wir unbeschwert feiern können. Sondern die Zeit, in der wir gemeinsam trauern, bangen – und vor allem auch in Wort und Tat Haltung zeigen müssen: Es ist die Zeit für Solidarität“, betont Landtagspräsidentin Muhterem Aras in ihrer Rede am Dienstagabend, 7. November 2023, anlässlich der Veranstaltung „Junges jüdisches Leben im Land“. Es sei wichtig, dass der Abend heute stattfinde, so Aras.
„85 Jahre nach der Reichspogromnacht erleben wir in Deutschland einen Antisemitismus, den ich nicht für möglich gehalten hätte“, sagt die Präsidentin. Für Jüdinnen und Juden stelle der Terror der Hamas und dessen schier unvorstellbare Verharmlosung eine existenzielle Bedrohung dar – in Israel, der ganzen Welt und auch in Deutschland, hier in Baden-Württemberg. „Gerade jetzt ist es wichtig zu zeigen, dass jüdisches Leben vielfältig und ein untrennbar, unverzichtbarer Teil unseres Landes ist“, betont sie. „Ich freue mich, dass wir junge jüdische Stimmen in und aus Baden-Württemberg hören und auch darüber ins Gespräch kommen werden.“
Die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher erinnert in ihrer emotionalen Rede nochmals an die Grausamkeiten des Terrorangriffs.
Von neun Schulen aus Baden-Württemberg haben sich Schülerinnen und Schüler an der Veranstaltung an der Diskussion und dem Austausch über junges jüdisches Leben im Land beteiligt.